Entwicklungen...

Wir haben unseren ersten Stromausfall erlebt, was aber kein großes Problem dargestellt hat, da wir keinen elektrischen Herd oder Kühlschrank besitzen ;)

Wir haben das erste Gewitter mit ordentlichem Regen erlebt. Laut unserem Headteacher kündigt sich damit ganz langsam die Regenzeit an.

Wir haben das erste Mal Müll entsorgt. Da es keine Müllabfuhr gibt, bedeutet Müllentsorgung, dass man seinen Müll in einer Ecke des Gartens aufhäuft und dann mit Benzin übergießt und anzündet.

Wir haben das erste Mal unsere Wäsche mit der Hand gewaschen und dafür gefühlte Stunden gebraucht. Unsere Nachbarin hat in dieser Zeit mindestens das Vierfache gewaschen!

Bin das erste Mal alleine Motorrad gefahren. Khamisi, ein Freund von uns hier, hat uns alles erklärt und uns dann Hilfestellung gegeben. Bin aber überrascht, wie einfach das mit der Kupplung funktioniert. Da habe ich beim Auto doch etwas länger gebraucht ;)

Da Fabi einen Motorrad-Führerschein hat, können wir so mit dem Piki durch die Gegend fahren. Weiße sind ja so schon eine Attraktion, aber zwei Weiße auf einem Piki sind dann DER Hingucker wenn wir durch Bukoba fahren!


Khamisi mit seiner Schülerin Lisa ;)
Khamisi mit seiner Schülerin Lisa ;)

 

So langsam finde ich mich auch in Bukoba zurecht. Jetzt sehen die Straßen nicht mehr alle gleich aus und auch von dem Markt habe ich einen GROBEN Überblick, wo was zu finden ist.

Zur Sprache: Die Begrüßungen fallen mir immer leichter. Das hat dann jedoch zur Folge, dass der Gegenüber denkt, man könne Kiswahili. Und so kommt das Gespräch zur Zeit leider noch nach den Begrüßungen ins Stocken.


Kurzer Exkurs zu den Begrüßungen in Kiswahili:

Allgemein kann man schon mal sagen, dass die Begrüßungen in Tansania eine viel größere Rolle spielen als in Deutschland. Das liegt schon daran, dass man immer begrüßt wird. Wenn man an einem Laden vorbeiläuft, wird einem immer KARIBU (Willkommen) zugerufen, was man mit einem ASANTE SANA (Danke sehr) beantwortet. Für die Tansanier ist das selbstverständlich, aber wenn ich daran denke, wie es ist, wenn man stillschweigend eine Straße in Deutschland entlang läuft, dann ist es für mich noch etwas Besonderes!

Bei den Begrüßungen wird nicht einfach nur HALLO gesagt, sondern es wird sich auch nach dem Befinden des Gegenübers erkundigt. So entwickelt sich ein längeres Hin und Her an Fragen.

Wichtig bei den Begrüßungen ist, dass diese abhängig von der Situation, der Stellung und vor allem vom Alter der Personen sind. So beginnt immer der Jüngere mit der Begrüßung SHIKAMOO. Darauf antwortet dann der Ältere mit MARAHABA. Danach gibt es mehrere Möglichkeiten, sich nach dem Befinden zu erkundigen. Diese Fragen beginnen aber eigentlich immer mit HABARI. Man antwortet immer, dass es einem gut geht. Auch für MIR GEHT ES GUT gibt es mehrere Varianten – abhängig davon, mit wem man gerade spricht.

Man kann seinen Respekt einem Älteren gegenüber auch noch durch den Handschlag verdeutlichen. Dafür fasst man sich mit seiner linken Hand an den rechten Unterarm, wenn man einem Älteren die Hand gibt. Die Kinder drücken ihren Respekt aus, indem sie zum SHIKAMOO einen kleinen Knicks machen. Auch etwas, dass für mich sehr ungewohnt war oder besser gesagt immer noch etwas befremdlich ist, wenn ein Kind vor mir knickst. Aber allgemein finde ich es sehr schön, dass Begrüßungen eine so wichtige Rolle in der tansanischen Sprache haben, weshalb dieser Exkurs doch nicht so kurz wurde ;)



Zu den Projekten:

 

Mugeza Mseto

Fabi und ich waren noch einmal an der Mugeza Mseto und haben uns hinten in den Englisch- und Matheunterricht reingesetzt. Zu dem Unterricht kann ich nur sagen, dass er sich schon deutlich von dem unterscheidet, den ich in Deutschland kennen gelernt habe.

Denn der Unterricht besteht hauptsächlich daraus, dass der Lehrer vorne steht und die Übungen vorsagt. Dann wird ein Schüler aufgerufen, der antwortet und bei richtiger Antwort wird diese im Chor von der ganzen Klasse wiederholt. Dabei kann nicht auf einzelne Schüler eingegangen werden und auch das eigene Denken von Schülern ist so gar nicht möglich. Das wurde uns zwar schon von ehemaligen Freiwilligen geschildert, aber ich hatte nicht gedacht, dass es so extrem ist. Aber ich muss auch sagen, dass ich verstehen kann, dass der Unterricht so aufgebaut ist. Denn eine Schulstunde dauert nur 40 Minuten und da diese meist mit Verspätung angefangen wird, muss man dann möglichst viel in einer kurzen Zeit an die Kinder bringen. Außerdem sind die Klassen sehr groß, sodass es für den Lehrer unmöglich ist, sich in dieser kurzen Zeit angemessen um alle Kinder zu kümmern. Das Schöne an dem Unterricht aber ist, dass die Schüler alle zusammenhalten und bei einer richtigen Antwort in einem bestimmten Takt geklatscht wird – jedenfalls in den unteren Klassen :)

Bis jetzt haben Fabi und ich noch keinen richtigen Plan, was wir genau an der Schule machen werden. Auf jeden Fall würde ich gerne nachmittags eine Sportbetreuung für die behinderten Kindern anbieten und in den Ferien Projekte mit den Albinismus-Kindern machen.

Letzte Woche hat meine Familie auch das Paket mit den Sachspenden abgeschickt und ich hoffe erstens, dass alles gut ankommt und zweitens, dass ich damit dann viel mit den Kindern machen kann!

 

Straßenkinder-Projekt Tumaini

Fabi und ich durften Mikaeli, ein langjähriger Mitarbeiter von Tumaini, auf seiner Tour durch Bukoba begleiten. Wir sind dabei an alle möglichen Plätze gelaufen, an denen sich die Straßenkinder aufhalten. Mikaeli hat dann mit den Kindern gesprochen und sie eingeladen, ins Tumaini-Center zu kommen. Danach haben wir uns mit einem tansanischen Mitarbeiter vom Roten Kreuz getroffen, der uns seine Arbeit erläutert hat und mit dem wir dann wahrscheinlich auch zusammenarbeiten. So können wir mit ihm abends zu den Kindern auf den Straßen gehen, dort mit ihnen essen und reden – vorausgesetzt wir lernen Kiswahili so gut wie unsere Vorfreiwilligen!

Nachmittags waren wir dann mit einem weiteren Tumaini-Mitarbeiter bei einer Familie, deren ältester Sohn durch Tumaini von der Straße wieder zu seiner Familie zurückgebracht wurde.

Der Besuch war schon ein beeindruckendes Erlebnis. Die siebenköpfige Familie lebt zusammen in einer Lehmhütte, die ungefähr halb so groß ist, wie mein Zimmer in unserem Haus in Bukoba. Dieses Treffen hat mir verdeutlicht, unter welchen Umständen manche Familien hier leben. Und dass es somit auch nur logisch ist, wenn viele Eltern ihre Kinder zwar gerne zur Schule schicken würden, es aber einfach nicht können, da die Kinder mithelfen müssen, die Familie zu versorgen.

Die Kinder aber, die Tumaini aufnimmt, können zur Schule gehen. Unsere Aufgabe könnte hier daraus bestehen, dass wir vormittags unterrichten und Sport mit den Kindern machen.

 

So kann ich nach 2 Wochen zwar noch lange nicht behaupten, dass sich der „Alltag“ einstellt, aber so nach und nach gewöhne ich mich immer mehr an das Leben in Tansania und bin offen dafür, immer mehr zu lernen :)


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Kommentare: 7
  • #1

    M.Kallfass (Donnerstag, 03 September 2015 17:18)

    Hallo Luzie,
    das Leben der Kinder in Bukoba unterscheidet sich doch sehr , von dem der Kinder und Jugendlichen hier. Danke für Deine Einblicke auch in die Schule. Müssen die Schüler morgens zum Appell antreten? Tragen sie Uniform? Danke für Deinen anschaulichen Bericht.
    Herzliche Grüße
    von der Möhringer Moni

  • #2

    MoHaSi (Donnerstag, 03 September 2015 19:38)

    Hi Luzie, in das dortige Leben eintauchen und alles aufsaugen, wie seltsam es auch anmutet, Müll verbrennen, prima wenn frau keinen Kühlschrank hat da der Strom nicht immer aus der Steckdose kommt, Motorrad fahren ohne Pappendeckel, dafür mit Flipflops? (Lisa), ein leichtes Grinsen der Eltern beim Gedanken an die selber zu waschende Kleidung (und das beim Krümelmonster Luzie!)...ihr kommt an! Gruß an Fabi, Lisa und Timon.

  • #3

    ina (Donnerstag, 03 September 2015 20:08)

    Chapeau!!! ...Müll selber entsorgen/verbrennen, Kleidung alleine von Hand waschen und sich dann für Afrikanische Straßenkinder, Kinder mit Behinderung und Schulkinder einsetzen... ein völlig anderes Leben als wir es hier im beschaulichen "Ländle" kennen. Aber ich denke das Jahr wird dir genau das mitgeben, was dich dazu bewegt hat dieses große Abenteuer anzupacken.
    Tuonane tena (hoffe das stimmt;) ) InMiHaLu

  • #4

    siem (Freitag, 04 September 2015 17:15)

    Jaja, da erinnert mich einiges an den Ablauf in Ghana:) Dort spricht man Twi und der "Von hinter dem Horizont" nennt sich Obruni. Und wir riefen immer Obini - ete sen? Wie immer, "Same same, but different". Meistens haben die Leute aber nur so freundlich gegrüßt eben weil wir Obrunis waren.
    Die Müllverbrennung ist lustig und geht auch manchmal kräfitg in die Hose - gerät völlig außer Rand und Band. Besonders, wenn Autoreifen mit verbrannt werden. Da gibts dann manchmal Hektik:) Aber machen kann man eh nicht viel...wenn ein Feuerwehrauto überhaupt da ist, dann fehlt ein Reifen, da man den für was anderes gebrauchen konnte und es zu der Zeit ja nicht gebrannt hat:))
    Dann stehen die Leute im dicken fetten Rauch und unterhalten sich. Damals hab ich noch geraucht. Hab mir eine angezündet und bin dann geschimpft worden, dass ich die Leute (im schwarzen Autoreifenrauch) vergiften würde. Logik ist eben logik:)

    Auch der Knaller ist mit dem Motorradtaxi zu fahren. Das ist schon steil:)
    Wenn du jetzt selber mit der rechten Hand drehen darfst, vergiß nicht, mal richtig Bremsübungen zu machen. Das hat mir vermutlich mein Leben gerettet.
    Und, dass der Verkehr krass sein kann, weisst du vermutlich schon. Auch das Recht des Größeren oder/und Schnelleren. Grade dann, wenn die Straßen endlich mal nicht komplett verstopft sind -> Obacht! Dazu noch auf das Gefühl innen drin achten. Sozusagen der 7. Sinn.
    Der hilft mir bis heute noch.
    Nun aber genug der Schlaumeierei:)

    Freu mich riesig für Dich und freu mich riesig, in deinem Block mitreisen zu dürfen. Hab schon bissl Staub auf meinen Schuhen und nen leichten Maniok-Geschmack auf der Zunge.
    Danke!

    Hau rein - aber kräftig!
    7iem

  • #5

    Monika von wurmb (Montag, 07 September 2015 18:45)

    Hi Luzie, was ist das für eine andere Welt! Sie öffnet den Blick für das Wichtige im Leben.
    Ich wünsche Dir Erfolg für Deine Arbeit und dass eure Ideen bei den Kindern gut ankommen.
    Luzie auf dem Motorrad! Toll. Also immer festen Boden unter den Rädern.
    Herzliche Grüße, OM

  • #6

    Anja (Mittwoch, 09 September 2015 16:35)

    Hallo Luzie,
    deine Beschreibung erinnert mich sehr stark an mein Jahr. Ich kann mir gut vorstellen wie einfach dein Leben nun ist, wie du immer wieder selbst über dich staunst mit wie wenig du glücklich sein kannst. Genieße jeden Tag und tauche in diese Welt ein! Ich freu mich sehr für dich, was du alles erleben darfst!
    Ich freu mich auf deine nächste Zeilen! Danke!
    Anja

  • #7

    Kätter (Donnerstag, 17 September 2015 20:08)

    Liebe Luz,

    schön,daß Du gesund angekommen bist!Du siehst sehr zufrieden auf den Photos aus und ich hoffe,
    daß Eure Vorhaben gut gelingen,War heute mit Oleg spazieren und habe Oma Uschi getroffen.
    Bin auf weitere Berichte gespannt- kann mich beim Arbeiten dann auch mit Anja darüber austauschen.Du machst mich neugierig auf Afrika!!

    Katrin u d Familie

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